Hörverlust bei Kindern: Was Eltern unbedingt wissen sollten
Hören ist ein zentraler Bestandteil der kindlichen Entwicklung und beeinflusst Sprache, Lernen, soziale Kontakte sowie die emotionale Entwicklung. Ein unbehandelter Hörverlust kann daher weitreichende Folgen haben, die bis ins Erwachsenenalter reichen. Umso wichtiger ist es, dass Eltern die Anzeichen frühzeitig erkennen, rechtzeitig handeln und wissen, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über kindlichen Hörverlust: von den Ursachen über die Symptome bis hin zu Behandlung und Förderung.
Ursachen für Hörverlust bei Kindern
Ein Hörverlust kann angeboren sein oder im Laufe der Kindheit erworben werden. Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Angeborene Faktoren: Etwa ein bis drei von 1.000 Neugeborenen haben einen signifikanten Hörverlust. Gründe können eine genetische Veranlagung, Komplikationen bei der Geburt oder Infektionen während der Schwangerschaft (z. B. Röteln, CMV) sein.
• Infektionen: Mittelohrentzündungen (Otitis media) sind bei Kleinkindern sehr verbreitet und können das Hören vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen.
• Verletzungen oder Lärm: Starke Lärmbelastung, beispielsweise durch laute Musik oder Spielzeug, kann auch bei Kindern zu Hörschäden führen.
• Medikamente oder andere Erkrankungen: Einige Medikamente oder Krankheiten wie Meningitis können das Hörvermögen beeinträchtigen.
Warnzeichen und Symptome
Ein Hörverlust bei Kindern wird leider oft spät erkannt, insbesondere, wenn er nur leicht ausgeprägt ist oder nur ein Ohr betroffen ist. Achten Sie auf folgende Anzeichen:
- Bei Babys:
- reagiert nicht auf Geräusche oder Stimmen;
- erschrickt nicht bei plötzlichen, lauten Geräuschen;
- bildet im Alter von 6–12 Monaten keine oder nur sehr wenige Laute.
- Bei Kleinkindern:
- Verzögerte Sprachentwicklung;
- Sprechprobleme (undeutliche oder fehlerhafte Aussprache);
- besonders von der Seite oder von hinten;
- lautes Sprechen oder lautes Stellen des Fernsehers.
- Bei Schulkindern:
- Konzentrationsprobleme;
- Schwierigkeiten beim Folgen von Anweisungen;
- Klagen über Ohrenschmerzen oder „Druck“ im Ohr;
- auffällige soziale Zurückgezogenheit oder Frustration.
Wenn Sie eines oder mehrere dieser Anzeichen bei Ihrem Kind bemerken, sollten Sie nicht zögern und ärztlichen Rat einholen.
Diagnose: So wird Hörverlust festgestellt
In Deutschland gehört ein Hörscreening bei Neugeborenen zur Routine in der Geburtsklinik. Es ist jedoch nur ein erster Hinweis, spätere Probleme können damit nicht ausgeschlossen werden.
Bei Verdacht auf Hörverlust kann der Kinderarzt eine Überweisung zum HNO-Arzt oder direkt zu einem Hörakustiker bzw. Pädakustiker (Hörakustiker mit Spezialisierung auf Kinder) ausstellen. Dort wird mit kindgerechten Hörtests gearbeitet, etwa mit:
- OAE-Test (otoakustische Emissionen);
- BERA (Hirnstammaudiometrie);
- Tonschwellenaudiometrie bei älteren Kindern.
Diese Verfahren sind schmerzfrei und oft spielerisch gestaltet.
Behandlung und Förderung
Je nach Ursache und Ausmaß des Hörverlusts stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung:
- Hörgeräte: Moderne, kindgerechte Geräte können individuell angepasst werden. Für sehr kleine Kinder gibt es spezielle, sichere Varianten.
- Cochlea-Implantate: Sie sind eine Möglichkeit bei schwerem oder hochgradigem Hörverlust, wenn Hörgeräte nicht ausreichen.
- Logopädie: Unterstützt die Sprachentwicklung und fördert gezielt Sprachverständnis und Aussprache.
- Pädagogische Förderung: Frühförderstellen und spezialisierte Einrichtungen können dabei helfen, Entwicklungsverzögerungen auszugleichen.
Der wichtigste Faktor ist jedoch: Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten für die sprachliche, soziale und schulische Entwicklung.
Was Eltern tun können
- Hören Sie Ihrem Kind ernst zu. Auch scheinbar kleine Auffälligkeiten, wie undeutliches Sprechen oder mangelnde Reaktion auf Geräusche, sollten nicht ignoriert werden.
- Früh handeln: Eine frühzeitige Diagnose und Förderung sind entscheidend, denn jedes verlorene Jahr kann langfristige Auswirkungen haben.
- Regelmäßig kontrollieren: Besonders nach Infektionen oder bei familiärer Vorbelastung sind regelmäßige Hörkontrollen sinnvoll.
- Offen kommunizieren: Reden Sie mit Ihrem Kind über das Thema Hören, erklären Sie ihm, was Hörgeräte sind, und begegnen Sie möglichen Ängsten einfühlsam.
- Suchen Sie den Austausch: Selbsthilfegruppen oder Online-Communities bieten Eltern Unterstützung und Erfahrungsaustausch.
Ein Hörverlust bei Kindern ist kein Schicksal, sondern in vielen Fällen gut behandelbar – sofern er früh genug erkannt wird. Dabei spielen Eltern eine entscheidende Rolle. Mit Aufmerksamkeit, einer guten Portion Intuition und dem Mut zur schnellen Abklärung können Sie die Weichen für eine gesunde Entwicklung Ihres Kindes stellen.