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mRNA-Impfstoff

mRNA vs. Sputnik V: Warum mRNA-Impfstoffe derzeit die Nase vorn haben

Eine neue Studie zeigt, dass Impfstoffe auf mRNA-Basis deutlich stärkere und länger anhaltende Antikörperantworten erzeugen als der Vektorimpfstoff Sputnik V und untermauert damit den Eindruck, dass mRNA-Impfstoffe derzeit die Überlegenen in der Bekämpfung von SARS-CoV-2 sind – insbesondere im Hinblick auf langfristige Schutzstrategien. Der folgende Text beleuchtet die wesentlichen Unterschiede zwischen dem mRNA-Impfstoff und Sputnik V und erläutert, welche Bedeutung das Ergebnis für Impfprogramme weltweit hat.

Unterschiedliche Technologien: mRNA vs. Vektorimpfstoff

mRNA-Impfstoffe wie BNT162b2 (BioNTech/Pfizer) oder mRNA-1273 (Moderna) enthalten lediglich die Bauanleitung (mRNA) für ein Protein des Virus, das sogenannte Spike-Protein. Nach der Impfung übersetzen menschliche Zellen diese mRNA und produzieren das Protein. Daraufhin bildet das Immunsystem Abwehrstoffe.

Im Gegensatz dazu nutzt Sputnik V eine andere Methode: Es verwendet harmlose Adenoviren als „Vektor“, um das Gen für das Spike-Protein in die menschlichen Zellen zu transportieren. Konkret verwendet Sputnik V zwei verschiedene Adenoviren: Beim ersten Stich kommt Adenovirus 26 zum Einsatz, beim zweiten Stich Adenovirus 5.

Ziel beider Ansätze ist es, das Immunsystem auf SARS-CoV-2 vorzubereiten, doch der Weg dorthin unterscheidet sich grundlegend.

Neue Vergleichsstudie: mRNA-Impfstoffe im Vorteil

Bis vor Kurzem gab es kaum direkt vergleichende Daten, die Antikörperreaktionen nach mRNA-Impfungen und Sputnik V gegenüberstellten. Genau das änderte sich mit einer aktuellen Studie, die im Fachjournal „Vaccine“ erschien. In dieser untersuchten Wissenschaftler die Antikörperreaktionen von zwei Gruppen: jene, die mRNA-Impfstoffe erhalten hatten (28 Personen), und jene, die mit Sputnik V geimpft worden waren (44 Personen). Der Beobachtungszeitraum reichte von der Impfung bis 180–200 Tage danach.

Das Ergebnis: Die mRNA-Impfstoffe führten zu „deutlich überlegenen und anhaltenden Antikörperreaktionen“ – sowohl in Bezug auf bindende als auch auf neutralisierende Antikörper. Die Unterschiede waren bei Personen ohne vorherige SARS-CoV-2-Infektion ebenso gravierend wie bei bereits Genesenen. Zwar gingen die Antikörperspiegel bei beiden Gruppen im Laufe der Zeit zurück – die Halbwertszeit lag bei etwa fünf Monaten –, doch die Überlegenheit der mRNA-Impfstoffe blieb über den gesamten Beobachtungszeitraum bestehen.

Was bedeutet das?

Die deutlich überlegene Immunantwort bei mRNA-Impfstoffen ist aus mehreren Gründen relevant:

  • Langzeitschutz: Eine starke und langlebige Antikörperreaktion spricht dafür, dass mRNA-Impfstoffe langfristig einen besseren Schutz bieten — wichtig im Hinblick auf Boosterimpfungen und mögliche Virusvarianten.

  • Verlässlichkeit: Der klar belegte Unterschied stärkt das Vertrauen in mRNA-Impfstoffe, insbesondere in Ländern mit flächendeckender Impfung.

  • Strategische Impfpolitik: In vielen Staaten, darunter auch in Europa, war und ist die Entscheidung für mRNA-Impfstoffe politisch und medizinisch beeinflusst. Die aktuelle Studie liefert fundierte Daten, die diese Entscheidung stützen.

Das heißt allerdings nicht automatisch, dass Sputnik V unbrauchbar wäre: In früheren Untersuchungen erreichte das Vakzin bereits eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent in der Phase-III-Studie und wurde in vielen Ländern eingesetzt – gerade dort, wo mRNA-Impfstoffe nicht verfügbar oder schwer zu lagern waren.

Zudem sind Impfstoffe mit viralen Vektoren oft leichter zu handhaben. Sie benötigen keine ultratiefen Kühlschränke, sondern können bei regulären Kühlschranktemperaturen (zwischen etwa zwei und acht Grad Celsius) aufbewahrt werden. Das macht sie insbesondere in Regionen mit eingeschränkter Infrastruktur attraktiv.

Herausforderungen und Kritikpunkte bei Sputnik V

Trotz früher Versprechen und der viel zitierten Wirksamkeit von 91,6 % gab es von Beginn an Zweifel – vor allem, weil Sputnik V in Russland schon freigegeben wurde, bevor unabhängige Phase-III-Studiendaten vorlagen.

Die publizierte Phase-I/II-Studie umfasste nur wenige Dutzend Teilnehmer:innen – das reicht kaum aus, um seltene Nebenwirkungen oder die tatsächliche Wirksamkeit zuverlässig zu bewerten.

Obwohl Sputnik V vereinzelt in Ländern außerhalb des westlichen Blocks eingesetzt wurde, blieb eine Zulassung durch die European Medicines Agency (EMA) in der EU bislang aus – teils wegen fehlender oder unzureichender Daten und teils wegen Produktions- und Qualitätskontrollen, die nicht überzeugten.

Außerdem zeigten einige frühere Laborstudien, dass gerade bei neuen Virusvarianten wie Omikron zwei Dosen Sputnik V möglicherweise nicht ausreichen — auch wenn es Angaben seitens der Hersteller gibt, die das anders darstellen.

Fazit: mRNA-Impfstoffe derzeit klar im Vorteil

Die aktuelle Studie mit direkten Vergleichsdaten bringt Klarheit: mRNA-Impfstoffe rufen eine stärkere und länger anhaltende Immunantwort hervor als Sputnik V – ein gewichtiger Vorteil, insbesondere bei der Planung von Boosterimpfungen und angesichts der Bedrohung durch neue Varianten.

Sputnik V bleibt zwar technisch und logistisch interessant, vor allem dort, wo Kühlketten nur schwer umzusetzen sind. Aus wissenschaftlicher Sicht und mit Blick auf maximale Sicherheit und Effektivität scheint jedoch die Kombination aus Datenlage, Wirksamkeit und Immunantwort für die mRNA-Impfstoffe zu sprechen.

In der Debatte um Impfstrategien weltweit liefert dieses Ergebnis wichtige Argumente für den weiteren Einsatz von mRNA-Impfstoffen. Es spricht dafür, dass diese Technologie vorerst das Mittel der Wahl gegen Corona bleiben sollte.

Quellen:

  1. Katherine Rydlink (2021). Russischer Impfstoff zeigt Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Der Spiegel. https://www.spiegel.de/
  2. Alexander Freund, Ines Eisele (2021). Faktencheck: Wie wirksam ist Sputnik V? Deutsche Welle. https://corporate.dw.com/
  3. Abbad, A., Lerman, B., & Ehrenhaus, J. (2024). Sustained superior humoral immune responses of mRNA vaccines compared to Sputnik V viral vector COVID-19 vaccines in naïve and convalescent populations. PubMed. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/41337980/
  4. Daniele Lapa, Daria M. Grousova, Giulia Matusali, Silvia Meschi (2022). Retention of Neutralizing Response against SARS-CoV-2 Omicron Variant in Sputnik V-Vaccinated Individuals. ResearchGate. https://www.researchgate.net/
  5. Wikipedia-Autorengemeinschaft. (2024). Sputnik V. Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. https://de.wikipedia.org/wiki/Sputnik_V